Eine Liebesbotschaft an die zerbrochenen Teile

Es liegt ein Segen darin,
aufgebrochen zu werden,
egal auf welche Weise es geschieht.
Geburt,
Tod,
Verlust,
Verrat,
unaussprechliche Schönheit,
Glück über das, von dem du dachtest,
es könne nie deins sein – und es nun doch ist.
Und all das, was es braucht,
um ein integrierter Mensch zu sein.

Und obwohl ich all das
als das nehme, was es ist:
Segen,
macht es den Schmerz
irgendwie nicht weniger stechend,
nicht weniger bitter,
wie das Lernen,
Gold zu trinken –
und Batteriesäure,
in einer einzigen Mahlzeit.

Oft sehe ich,
dass Menschen wissen wollen,
wohin mit diesen zerbrochenen Teilen.
Wie man sie aufbewahrt,
vielleicht versteckt,
irgendwo verstaut –
als ließen sie sich einfach in eine Schachtel mit Schleife legen,
oder eine schimmelige, zerknitterte,
ganz hinten im Schrank.

Ich sage dir eins:
Ich habe aufgegeben, sie wegzupacken.
Es ist zu schwierig geworden,
sie im hintersten Winkel zu verbergen.
Egal, wie sehr ich versuche, sie anderswo zu verstauen –
am Ende gehen mir die sauberen Kleider aus,
und ich bin gezwungen, meine zerbrochenen Teile zu tragen.
Vielleicht sollte ich einfach öfter Wäsche waschen.
Oder akzeptieren,
was jetzt aufgebrochen ist –
und mir gehört.

Ich weiß nicht,
wie wir lernen, die Batteriesäure zu trinken
und dabei von innen heraus golden zu werden,
aber ich weiß,
dass wir es tun.
Vielleicht ist genau das das Wunder,
das sich in den zarten, zerschlissenen Taschen
unserer zerbrochenen Teile verbirgt.
Es kommt zu uns,
wenn wir sie endlich
mit Würde und Schönheit tragen –
als das, was sie sind:
ein Teil von uns.

Denn wirklich ganz
kannst du nur mit all diesen Teilen sein.
So zerbrochen sie auch sein mögen.

~ Livia Shapiro ~